Biodiversitätsgemeinde Bernried

 


Ansprechpartnerin:

Christine Philipp

Projektmanagement

Christine.Philipp@t-online.de

Tel.: 0160-94745054

 

 

 

UNSER KOMMUNALES PROJEKT 2022–2027

 

Die Biodiversität oder biologische Vielfalt ist weltweit bedroht. Seit 1992 gibt es daher Bestrebungen auf den unterschiedlichen Ebenen, die Biodiversität zu erhalten. Auf lokaler Ebene können Kommunen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten.

Die Gemeinde Bernried am Starnberger See ist sich dieser Verantwortung bewusst und hat im Gemeinderat am 13.02.2020 den einstimmigen Beschluss gefasst, eine Biodiversitäts-Strategie für das Gemeindegebiet auszuarbeiten und damit einen klaren Impuls gesetzt, die Biodiversität in der Gemeinde zu erhalten, zu verbessern und zu stärken.

Um die Umsetzung des Vorhabens zu forcieren und fachlich begleiten zu lassen, wurde beim Bayerischen Naturschutzfonds und dem Bezirk Oberbayern ein Förderantrag gestellt, der zum 1. Mai 2022 bewilligt wurde.

 

Gefördert durch:

 

Gemeindeeigene Flächen in Gelb

 

Naturschutzfachliche Bedeutung

Insgesamt sind aktuell im Gemeindegebiet zahlreiche Vorkommen von Pflanzen- und Tierarten dokumentiert, von denen 174 Arten einen Gefährdungsstatus haben bzw. auf der Vorwarnliste der deutschen und bayerischen Roten Listen stehen. Darunter sind acht vom Aussterben und 28 stark gefährdete Arten bekannt.

Unter den 87 gefährdeten Pflanzenarten wurde zum Beispiel der Rundblättrige Sonnentau, der Lungen-Enzian und die Sumpf-Ständelwurz nachgewiesen.

Gleich neun gefährdete Fledermausarten haben ihr Jagdrevier im Gemeindegebiet, vier davon nutzen Altbäume mit Höhlen und Spalten als Quartier.

Bei den gefährdeten Brutvogelarten seien besonders der Waldlaubsänger, der Grauspecht und der Gelbspötter zu erwähnen.

Bei den Schmetterlingen sind die Moor-Motteneule und der Schlüsselblumen-Würfelfalter stark gefährdet.

Aktuell nachgewiesen bei den Libellen sind die Fledermaus-Azurjungfer, die Gefleckte Smaragdlibelle und die Zweigestreifte Quelljungfer.

Mit der Kreuzotter, der Gelbbauchunke und dem Springfrosch sind eine gefährdete Reptilien- und zwei Amphibienarten auf Gemeindegrund dokumentiert.

Im Bereich der Artengruppe Käfer zeichnet sich der Bernrieder Park durch eine herausragende Altbaum- und Totholzfauna mit 199 xylobionten (Holz bewohnenden) Käfervorkommen aus, von denen 55 Arten als gefährdet eingestuft sind. Unter den sieben sogenannten Urwaldreliktarten besitzt besonders der Eremit eine besondere Bedeutung.

Die seltenen Mollusken, die Bauchige und die Sumpf-Windelschnecke, kommt in Streuwiesen vor, Teich- und Malermuscheln wurden im Neusee gefunden und die Bayerische Quellschnecke – eine Eiszeitreliktart – in einem Bächlein, der in den Starnberger See fließt.

Der Sternsporige Trüffel konnte bei einer Untersuchung von holz- und bodenbewohnenden Pilzarten im Bernrieder Park gefunden werden.

 

 

Bayerische
Quellschnecke, Quelle: Wikipedia

 

Handlungsfelder

 

Biotopverbund

Auf Basis der Biotopkartierung und einer Strukturkartierung mit einer Analyse der Defizite und Potenziale werden Leit-/und Zielarten für das Gemeindegebiet festgelegt. Ein Biotopverbund ist wichtig, weil er die Vernetzung von Lebensräumen ermöglicht. So können Tiere und Pflanzen u. a. über sogenannte „Trittsteine“ (Hecken, Wegränder, Blühstreifen) eine größere Vielfalt an Lebensräumen und Nahrungsquellen nutzen, die ihre Lebensbedingungen stark verbessern und stabilisieren.

 

Landschaftspflegemaßnahmen

Die innerörtlichen kommunalen Flächen – dazu zählen Wiesen, Vorgärten, Plätze, Friedhof, Gehölzstrukturen, Klostergarten – sollen als naturnahe Blühflächen entwickelt und optimiert werden. So wird die Insektenfauna gestärkt und als Jagd- und Nahrungshabitat von Fledermäusen, verschiedenen Vogelarten und Reptilien aufgewertet. Hierbei gilt eine enge Zusammenarbeit mit dem örtlichen Bauhof und gemeinsame Schulung.

 

Waldrandoptimierung

Besonderer Augenmerk liegt hier im kommunalen Schulholz, das links und rechts des Höhenrieder Wegs aufgewertet wird. Es wird ein verbreiteter Waldrand angelegt, der gesäumt wird von geeigneten Kraut- und Buschstreifen, die wiederum zu einer größeren Artenvielfalt der Schmetterlinge und Libellen beitragen. Für Amphibien werden kleine Tümpel angelegt, Totholz dient Insekten und Käfern als Unterschlupf. Der Erhalt und ggf. Freistellung von größeren Biotopbäumen dient als Futter- und Nistplatz der Artenvielfalt, ebenso als Nahrungsquelle und Wetterschutz.

 

Optimierung der kommunalen Weiher, ihres Umfelds und der Verlandungszonen

Die Gewässerränder unserer Weiher werden optimal gestaltet. Hierzu bedarf es einer Habitats-Kartierung und Bestimmung der Zielarten wie Libellen, Schmetterlinge, Frösche und Unken. Gewässerschutzstreifen werden mit den örtlichen Landwirten besprochen und vereinbart. Eine Reduzierung der Einträge wird angestrebt. Der Kirchenweiher droht im Sommer zu „kippen“. Um das weiterhin zu verhindern ist geplant, eine Regenwasserweiche wieder zu öffnen und damit den Frischwasserzufluss und den Sauerstoffeintrag zu erhöhen.

 

Fledermäuse und Gebäudebrüter

Mops-, Bechstein und Mückenfledermaus sowie der Große Abendsegler gehören zu den 9 gefährdeten Fledermausarten im Gemeindegebiet.

Der LBV (Landesbund für Vogelschutz, Gebäudebrüter) und Eva Kriner ( Koordinationsstelle für Fledermäuse in Oberbayern) haben alle kommunalen Gebäude auf Tauglichkeit für Nistkästen untersucht. Kastenbausätze für Fledermäuse, Mauersegler und Schwalben werden von der gemeinnützigen Schreinerei der Oberland Werkstätten hergestellt, die von den Kindern der Grundschule Bernried zusammen mit Lehrkräften und Eltern zusammengebaut und bemalt werden und anschließend vom Bauhof an den kommunalen Gebäuden angebracht werden.

 

Amphibien/Reptilien-Projekt auf der alten Bauschuttdeponie

Die ausgediente Bauschutt-Deponie gilt es, in ein Amphibien- und Reptilien-Paradies zu verwandeln. Die Deponie eignet sich hierfür besonders gut, da sie seit Jahren eingezäunt und unbenutzt ist. Hier kann man gut Kleinstrukturen und besonnte Versteckplätze schaffen. Als Leitfaden dient der Gemeinde der Amphibien/Reptilien-Atlas von Bayern. Nach der Habitats-Kartierung 2024 wird eine Zusammenarbeit mit einer Hochschule angestrebt.

 

Wiederansiedlung der Seeforelle und Mairenke am Röthelbach

Hierbei handelt es sich um ein interkommunales Projekt zwischen Bernried und Tutzing, da der Röthelbach als Grenzgewässer zwischen den Kommunen mäandert und im Karpfenwinkel (Tutzinger Flur) in den Starnberger See mündet. Bislang stehen zwei studentische Arbeiten als Grundlagen für Renaturierungsmaßnahmen zur Verfügung. Es stellt sich folgende Problematik: Zum einen müssen am Unterlauf Querverbauungen beseitigt werden, zum anderen gibt es am Unterlauf einen großen Biberbau. Es müssen Maßnahmen erörtert werden, um sowohl den Fischen als auch den Bibern gerecht zu werden. Die Gemeinde Tutzing und die Gemeinde Bernried haben einen gemeinsamen Arbeitskreis zu diesem Thema gebildet.

 

Begleitende Öffentlichkeitsarbeit


Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung sind zentrale Werkzeuge für unser Projekt. Insbesondere werden drei Maßnahmen unser Projekt begleiten:

 

Bernrieder Naturschätze – Info-Broschüre zu seltener Flora und Fauna:

In dieser Broschüre wird ausführlich der Begriff Biodiversität erklärt, der weit über den Begriff Artenvielfalt hinaus geht. Es werden hierbei unsere kommunalen Lebensräume erläutert und das zwingende Zusammenspiel von Flora und Fauna auf der einen und die klimatische Bedingungen auf der anderen Seite aufgezeigt.

 

Bernrieds Natur entdecken – Mitmachbuch für Kinder

Dieses Büchlein im handlichen A4-Format ist für Kinder gedacht, um sie auf fröhliche Art und Weise an die Bernrieder Natur heranzuführen und diese so zu erklären, dass es pädagogisch wertvoll ist. Dies wird in Comic-Art verwirklicht, für die wir eine junge Medien-Designerin gewinnen konnten.

 

Veranstaltungen und Zusammenarbeit

Innerhalb des Projektes gibt es eine Zusammenarbeit mit Bernrieder Vereinen.

Folgende Veranstaltungen (2022 und 2023) wurden u.a. bereits durchgeführt:

  • Der Mann der Bäume pflanzte (Lesung mit Quint Buchholz)
  • Neophyten-Vortrag mit Olaf Schmidt
  • Fledermaus-Ausflug mit Eva Kriner
  • Umwelt-Tage der Bernrieder Grundschule mit Christine Philipp (Exkursion)
  • Ferienprogramm (Mikroskopieren, Walddetektive mit LBV) mit Christine Philipp

 

Aktuelle Veranstaltungen finden sich im Bernrieder Newsletter